LICHTUNGEN, Zeitschrift für Literatur, Kunst und Zeitkritik
105 / XXVII. Jg. / 2006, ISSN 1012-4705
Umschlag & Kunstteil:
Daniel Hafner, Morphotransformation
LITERATUR |
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Georgi GOSPODINOV |
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Natürlicher Roman |
3
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Matthias ZUCCHI |
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Schwarzes Loch (Romanauszug) |
6
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Clemens SETZ |
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Eine Frage des Muts (Prosa) |
15
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Katharina BENDIXEN |
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Ode an den Strommast (Prosa) |
18
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Daniel KLAUS |
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Leerkassetten (Erzählung) |
20
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Egyd GSTÄTTNER |
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Wein auf Bier (Satire) |
24
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Wolfgang POPP |
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Rainer, damals (Erzählung) |
31
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Elisabeth WANDELER-DECK |
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ausgemacht (Gedichte) |
36
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Martin HAGEMEIER |
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Der kleine Mann im Ohr (Erzählung) |
42
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Engelbert OBERNOSTERER |
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Der liebe Gott auf dem Lande (Erzählung) |
46
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NEU VORGESTELLT |
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Lilly JÄCKL |
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psychopax. ein stück für’s theater (Auszug) |
50
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TON_SATZ |
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Schnittstellen zwischen Literatur und Musik |
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Joachim Gunter HAMMER / Se-Lien CHUANG |
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In der Mitte der Hängebrücke erreichte mich der Ruf des Kuckucks |
58
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JUNGE LITERATUR AUS WIEN |
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Semier INSAYIF |
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Vorwort |
60
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Ann COTTEN |
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Ich wollte Thomas Bernhard besuchen, keuchte |
61
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Zwetelina DAMJANOVA |
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Gedichte |
65
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Elisabeth KLAR | |
Ei im Gesicht (Prosa) |
68
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Anna SCHUSTER |
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Gottesanbeterin (Prosa. Auszug) |
71
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ZWÖLF FINNISCHE FRAUEN Lyrik (2. Teil) | |
Susanne RINGELL |
76
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Sanna KARLSTRÖM |
80
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Anni SUMARI |
83
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Kirsti SIMONSUURI |
86
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Catharina GRIPENBERG |
89
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Rakel LIEHU |
93
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Anni SUMARI |
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Vom Eigen- und Mittelwert des Gedichts (Essay) |
96
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BILDENDE KUNST |
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Werner FENZ |
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Die Oberflächen als Interface. Daniel Hafners Morphotransformationen |
99/114
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Daniel HAFNER |
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Morphotransformationen |
100
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ZEITKRITIK / ESSAY |
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Ulrich HORSTMANN |
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Evasionen (Aphorismen) |
115
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Robert RIEDL | |
Anamnese | |
(Literaturwettbewerb der Akademie Graz 2005 – 2. Preis) |
120
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ZU DEN AUTORiNNEN |
127
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Junge Literatur aus Wien
Semier INSAYIF
die „junge literaturwerkstatt wien“ wurde von anna schuster und zwetelina damjanova 1999 gegründet. beide sind heute noch „werkstattaktivistinnen“, was auf eine nicht unwesentliche kontinuität der arbeit hinweist. ich selbst leite und begleite die werkstatt seit dem gründungsjahr und versuche die jungen autorinnen und autoren in ihrer literarischen arbeit zu unterstützen und ihre möglichkeiten, an eine öffentlichkeit zu gelangen, zu fördern. bei vielen meiner eigenen lesungen und workshops in schulen war mir die zahl junger schreibender menschen mehr und mehr bewusst geworden und mindestens ebenso das fehlen einer adäquaten unterstützung durch menschen und/oder eine passende infrastruktur.
von 1999 - 2003 schenkte uns die wort&bild galerie in wien in der garnisongasse 18 ein örtliches zuhause (ein danke an renate niedermaier). die letzten beiden jahre 2004 und 2005 finden alle aktivitäten mit unterstützung und die werkstatttreffen in den räumen des köla statt (klub österreichischer literaturfreunde und autoren – mein besonderer dank dafür an peter andel).
in monatlichen werkstatttreffen werden die texte der autorInnen gemeinsam gelesen, besprochen und kritisiert, um die gruppe als feedback-ressource zu nützen und mit all den vielfältigen anregungen, das schreibpotential inhaltlich und formal zu erweitern und schreibprozesse anzuregen. die „junge literaturwerkstatt wien“ verstand und versteht sich immer noch als eine offene gruppe. das bringt und brachte dynamisierung, fluktuation und immer wieder neue impulse durch frisch dazustoßende junge menschen (die literaturwerkstatt graz von martin ohrt ist immer wieder impulsgeber für autorInnen, die in wien kontakt zu jungen gleichgesinnten suchen). die sich daraus ergebenden vorteile überwiegen, so denke ich, die möglichen nachteile bei weitem. während der nun über fünfjährigen existenz der werkstatt gibt und gab es über vierzig autorInnen, die an veranstaltungen (werkstatttreffen, diskussionsrunden und lesungen) der werkstatt teilgenommen haben. die durchschnittliche altersstruktur ist zwischen 16 und 26 jahren (jüngste/r teilnehmerIn: 15 jahre und älteste/r teilnehmerIn: 28 jahre) manche von ihnen haben den eigenen literarischen weg konsequent weiterverfolgt und sind heute schon ganz ins literarische leben eingetaucht. als beispiel darf ich bernadette schiefer nennen (sie war ca. zwei jahre lang aktiv dabei), die mit preisen, stipendien und mittlerweile drei buchveröffentlichungen ganz den weg einer freien schriftstellerin mit erfolg eingeschlagen hat.
so ist es mir nun eine freude, hier im rahmen der neuen ausgabe der LICHTUNGEN texte von vier jungen autorinnen der „jungen literaturwerkstatt wien“ zu präsentieren.
ann cotten weist in ihrem text „Ich wollte Thomas Bernhard besuchen, keuchte“ ihren intelligenten und schon eigenen ton aus. sie gehört aus meiner sicht zu den vielversprechenden und interessantesten jungen autorinnen in österreich. Sowohl in der prosa als auch in der lyrik zu hause, ist ann cotten in beiden genres mit hohem handwerklichem können und mit viel originalität und witz ausgestattet, gleichzeitig als angehende germanistin und dank ihrer zweisprachigkeit (englisch/deutsch) auch als übersetzerin tätig. Die steigende anzahl von veröffentlichungen lässt bemerken, dass ihre texte zu recht mehr und mehr aufmerksamkeit zu erlangen beginnen. Zwetelina damjanovas gedichte bestechen durch sinnlichkeit, zartheit und musikalität. die lateinamerikanische literatur scheint immer wieder durchzuschimmern. ihre dreisprachigkeit (deutsch/bulgarisch/spanisch) lässt sie auf besondere weise in ihre textproduktion einfließen, was nach und nach für einen eigenständigen weg signifikant wird. einige veröffentlichungen und preise deuten auf ihre kontinuierliche arbeit hin und auf steigende rezeption und anerkennung ihrer gedichte. man darf auf ihren weg gespannt sein. elisabeth klar ist die jüngste der hier vorgestellten autorinnen. mit ihren erst neunzehn jahren hat auch sie schon „wettbewerbsehrungen“ hinter sich. ihr erzählerisches talent und die intensität der beobachtung wird auch in dem hier präsentierten text „Ei im Gesicht“ offenkundig. dem alphabet der familiennamen nach die vierte und damit letzte autorin der „jungen literaturwerkstatt wien“, die hier textlich präsentiert wird, ist anna schuster. der ausschnitt aus dem romanprojekt „Gottesanbeterin“ lässt einen anklang der eigenwilligen nüchternheit ihrer prosa erkennen, die im leser die atmosphäre eines ständig „schwelenden darunterliegenden etwas“ erzeugt. ein changieren des konfliktes von mutter und tochter einerseits und der rezeption von phantasie und realität innerhalb des textes andererseits, führt zur frage der beziehung zwischen erzählerin und geschichte.
ich wünsche den autorinnen weiterhin viel energie und durchhaltevermögen und an dieser stelle viele aufmerksame leserInnen und bedanke mich für die gemeinsamen stunden des austausches. ihnen, liebe leserInnen, wünsche ich eine anregende und vergnügliche lektüre dieser texte der jungen autorinnen. und der redaktion der LICHTUNGEN, allen voran sonja harter, danke ich für das große interesse und die bereitschaft, den texten raum zu geben und dadurch literarisches feld zu bestellen und zu ermöglichen. ich wünsche weiterhin viel erfolg und eine gehörige portion inspiration für die autorInnen und die redaktion. allen leserinnen und lesern eine anregende und vergnügliche lesezeit!